Donnerstag, 4. August 2011

Wein-Frömmigkeit - gottlose und göttliche Wein-Motive

In der kommenden Besen-Saison des Altstadt-Besens in der Tübinger Haaggasse (12. Oktober bis 17. Dezember 2011, jeweils Mi-Sa ab 17 Uhr) lädt die Tübinger Urbansbruderschaft e.V. wieder zu mehr oder weniger wissenschaftlichen Vorträgen zum lokalen Wein und zur Kulturgeschichte des Weins ein. Die Vorträge beginnen immer Samstags um 16 Uhr, eine Stunde vor der Besen-Öffnungszeit.

Ein Vortrag behandelt die mehr oder weniger frommen Motive in der Weinkultur.

Kroever-Nacktarsch

Heiliger-Nackarsch
“Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind vor drei Zeugen” (von Max Ernst, 1926)

War das Gemälde von Max Ernst die Vorlage für das Weinetikett? Oder malte Max Ernst das Bild nach drei Flaschen Kröver Nacktarsch?

Mitglied in der Tübinger Urbansbruderschaft werden

Wer Interesse am Weinbau in und um Tübingen hat, die Geselligkeit mit lokalen Weinen und Weingenießern schätzt und sich für die Kulturgeschichte des Weinbaus interessiert, kann gerne Mitglied in der Urbansbruderschaft Tübingen e.V. werden. Laut Satzung entscheiden die 12 Gründungsmitglieder der Urbansbruderschaft über die Mitgliedschaft. Der Jahresbeitrag beträgt 10 € und wird abgebucht.

Beitrittserklaerung-Urbansbruderschaft (pdf, 128 KB)

Donnerstag, 31. Dezember 2009

Weinfeste

Der Raupenumzug am Donnerstag nach Fastnacht

Ein Gogenfest fand am Donnerstag nach Fastnacht, am Tag nach dem Aschermittwoch statt. Mittags 12 Uhr fand ein feierlicher Umzug statt. „Voraus wurde ein Kreuz getragen, an einem Arm desselben eine Brezel, am anderen ein Häring, obendrauf eine Flasche“. Dieses Gogenfest wurde bis 1590 gefeiert, „dann witterte Kanzler Hafenreffer heidnischen Unfug darin, und wußte die Vögte zum Verbot desselben zu bestimmen.“
G-g-und-Professor
Aus: Max Eifert. Geschichte und Beschreibung der Stadt Tübingen. 1849 (Reprint bei der Schwäbischen Verlagsgesellschaft Tübingen)



Urbans-(Dionysos) Umzug am 25. Mai (um Pfingsten)

Beim Tod des Papst Urban I (222-230) soll es Wein geregnet haben. Urban ist an die Stelle des´Weingottes Bacchhus (Dionysos) getreten. Der 25.5. ist auch der Tag des Hl. Dionysius und seiner Begleiter Rusticus und Eleutherius. Am 26.5. ist St. Eleutherius, am 27.5. St.Liberius (Befreier). Befreier und Landmann waren auch die Beinamen des antiken Weingottes Dionysos. Seine Frühlingsfeste hießen auf dem Lande „Rustica“ und in der Stadt „Urbana“. Der Urbansumzug gleicht den Dionysos-Umzügen: Voran die Musiker, dann Träger des Weinstocks, St. Urban in Papsttracht und Weinbecher, bei schlechterm Wetter wird er (oder eine
Urbansstatue) in den Brunnen geworfen. Bis 1789 fand in Tübingen-Weilheim eine Weiberzeche, eine „Bonede“ (bona dea) statt, bei der die Frauen von Bürgermeister und Gemeinderäten bis zum Umfallen mit Wein und Bocksbraten bedient wurden.



Bonade (Bona Dea) Tübinger Weiberzeche an Maria Magdalena (22.7.)

Maria Magdalena gilt als Schutzpatronin der Weingärtner, nach ihrer Beerdigung sei ein
Rebzweig aus ihrem Munde entsprossen. Viele Weinfeste finden an Marienfeiertagen statt. In
vorchristlicher Zeit war die „Gute Göttin (Bona Dea) Weinpatronin. Bis 1789 fand in Tübingen-Weilheim eine Weiberzeche, eine „Bonede“ (bona dea) statt, bei der die Frauen von Bürgermeister und Gemeinderäten bis zum Umfallen mit Wein und Bocksbraten bedient wurden.

Traubenmadonna


Kalebsfest und Kalebs-Umzug im September


„ Die Tübinger Weingärtner rühmten sich, ihr Weinbau sei älter als der bei Stuttgart, denn ‚als es dort herum noch eitel Wald gab, sei es in Tübingen schon im besten Tun gewesen‘. Diese Zunft war für Tübingen besonders charakteristisch, ja untrennbar von dem Begriff der Unteren Stadt. Die Weingärtner haben zwei rätselhafte Namen erhalten, ‚Raupen‘ und ‚Gogen‘, woher die Bezeichnung ‚Brühl‘ für die Untere Stadt der ‚Gogerei‘ gewichen ist. Jedenfalls war die Bezeichnung ‚Raupen‘ schon im 16. Jahrhundert bekannt. 1576 heißt es so in einem Stammbuchblatt, und Fischart ( 1590) nennt unter anderen ähnlichen seltsamen Bezeichnungen in ‚Aller Praktik Großmutter‘ in dem Abschnitt, der dem Mars gewidmet ist, die ‚Raupen in Tübingen‘. Ihr Patron war der hl. Urban. An der südöstlichen Ecke des Rathauses ist sein Steinbild zu sehen (neu: das ‚Rebmännle‘). Ihm zu Ehren hat sich bis ans Ende des 19. Jahrhunderts im Herbst ein Umzug erhalten, der 1936 wieder aufgenommen wurde. Dabei erschienen die Weingärtner in ihrer Tracht, gekennzeichnet durch eine rote Weste mit silberglänzenden Knöpfen, und den Mittelpunkt bildete eine mächtige Kalebstraube, gebildet aus vielen einzelnen zusammengebundenen Trauben. Diese Traube wurde dann verlost. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gewann sie einer dreimal hintereinander. Daraufhin bekam er den Beinahmen Kaleb.“
Aus: Tübingen. Burg und Stadt bis 1600. Von Dr. Manfred Eimer. 1945 (Verlag der J.J.Heckenhauerschen Buchhandlung) S. 55



Der Wurmlinger Jahrtag Ende Oktober

„Am Montag vor aller Seelen Tag ging der Kämmerer von Rottenburg und Tübingen auf den Berg, wo ihn schon ein Wagen voll leichtbrennenden Holzes und ein Wagen voll heu erwarten musste, auf welch letzterem eine kastanienbraune Gans saß. Diese erhielt der Fuhrmann zum Geschenk. Ebenso musste vorhanden sein ein 3-jähriger Stier, drei fette Schweine von ½ Jahr, 1 und 2 Jahren, zwei Jahrgänge roten und weißen Weins, ebenso mussten drei Arten von Broten gebacken werden. Am Tag Allerseelen selbst mussten sämtliche Geistliche des Kapitels Rottenburg und Tübingen bei Zeiten zu Ross oder zu Fuß im Priesterkleid mit Kapuze auf dem Berg erscheinen.„Alsdann schritt man zum Mahl. Dieses aber, das mit Gebet begann, bestand:
In drei Scheinsköpfen, Gans-Pfeffer, Hennen- und Ochsenfleisch in Brühen, gebackenen Fischen und gebratenem Fleisch, gesottenen Fischen mit Gewürz, zwischen jedem Gericht Wechsel des Brots und des Getränks. Als Hauptgang für je zwei Gäste eine gebratene Gans, in der Gans ein Huhn, in dem Huhn eine Wurst, und das Ganze beschloss Käse und Kuchen und allerlei Obst“

Aus: Max Eifert. Geschichte und Beschreibung der Stadt Tübingen. Tübingen 1849


Martinswein vom 11.11. bis Alt-Martini (23.11.)

Martinswein (Märteswein) Martinswein trinken die Winzer, oft in Form eines festlichen Banketts, um für das nächste Jahr um eine gute Ernte zu bitten. Da der Most in dieser Zeit ausgearbeitet hat, wurde zu Martini der neue Wein „getauft“, d.h. der Heurige wurde gekostet (Weinprobe). Es galt der Spruch: „Heb an Martini, trink Wein per circulum anni“.
faire la Saint Martin (fr.) oder martiner bezeichnet in Frankreich "gut essen und trinken".
Martinsminne "Martinsminne trinken" bezeichnete am Martinsabend in Köln das Trinken vom neuen Wein des Jahres zum Gedenken an den heiligen Martin. Der Brauch knüpft an eine Legende an: Martin soll dem schwedischen König Olaf Tryggwason im Traum erschienen sein und von ihm gefordert haben, er solle nicht mehr die Götter Thor, Wotan, Odin und andere Asen durch Trankopfer ehren, sondern die Martinsminne statt der Odinsminne einführen.


12 Weinnächte um die Jahreswende mit Weinweihe am Johannestag am 27.12.

Roter Wein wird am Stephanstag (26.12.), weißer am Johannistag (27.12.) geweiht. Der Teufel kann dem Sterbenden nichts anhaben, wenn er den Johanniswein getrunken hat.
Johanniswein Kelterchristus
„Bibe amorem St. Johannis“, heißt es Abschiednehmen auch von Reisenden und
Geliebten. Auf dem Bild spendet Christus unter der Kelter nicht nur Papst Urban seinen Wein.

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Zuletzt aktualisiert: 19. Nov, 08:53

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